„Einige der schönsten Fußgängerzonen Deutschlands” verstecken sich in der Konstanzer Niederburg laut der Zeitschrift GEO SAISON. Der Stadtteil zwischen dem Münster und dem Rhein gehört zu den ältesten Teilen Konstanz’. Ursprünglich wurde die Niederburg von Fischern und Handwerkern bewohnt.
Ein Spaziergang durch das malerische Gassengewirr ist ein Ausflug in die Vergangenheit. In diesem Artikel führen wir Sie durch die schöne Niederburg, erzählen lokale Anekdoten und geben Tipps für eine Einkehr.
Ihren Namen hat die Niederburg bekommen, weil Sie unterhalb der ehemaligen Bischofsresidenz nahe des Münsters lag. Die Gassen fallen auf dem Weg zum Rhein hinab ab, da Straßenkehrer – meist Totengräber in Ihrer „Freizeit” – den Unrat und Dreck der menschlichen und tierischen Bewohner so leichter in den Fluss befördern konnten.
Heute sind die Erdgeschosse der Niederburg gesäumt von Weinkellereien, Weinstuben, kleinen Restaurants und charmanten, inhabergeführten Läden. Für die großen Ketten ist die ruhige Niederburg zum Glück uninteressant, die Ladenflächen zu klein.
Wer durch die Niederburg streut, kann sich in der handvoll Straßen schnell verirren. Das liegt vor allem daran, dass die Gassen gekrümmt angelegt sind – eine mittelalterliche Verteidigungsmaßnahme. Im Falle eines Angriffs konnten Feinde nicht über die gesamte Länge einer Straße hinunter feuern.
Die Wandmalereien, das Fachwerk, der Bewuchs und die Architektur der reichen Patrizierhäuser begründen den Charme der Niederburg. Es lohnt sich also den Kopf nach oben zu recken und sich Zeit zu nehmen die Niederburg in ihrer gesamten Höhe wahrzunehmen.
Hallescher Komet in der Konstanzer Niederburg
Alle 75,3 Jahre kommt der Halleysche Komet in Erdnähe und ist einer der bekanntesten Kometen. Bereits die Babyloner dokumentierten den leuchten Schweifstern in ihrer Keilschrift. 1910 leuchtete der Komet über Europa und hinterließ einen so starken Eindruck, dass er sogar in der Niederburg verewigt wurde.
Wer in der Inselgasse startet findet auf der linken Seite, ganz oben unter der Traufe eines Hauses eine Wandmalerei, die den Kometen darstellt. Sie wurde dort 1911 angebracht.
Buckelig und Schweinsrücken – Wendelgard von Meersburg in Konstanz
Wer vom Halleschen Kometen zur Ecke Inselgasse / Brückengasse läuft – dem „Zentrum” der Niederburg, findet das Restaurant „Wendelgard”, welches bürgerliche Küche bietet. Die Namensgeberin ist der Legende nach buckelg und schweinsrüsselig. Sie lebte in Meersburg, auf der anderen Seeseite von Konstanz aus gesehen und wurde dort von Menschen gemieden.
Selbst als sie dem Stadtrat die Haltnau – ein sehr großes und lukratives Weingut – anbot, lehnten die Ratsherren ab. Wendelgard wandte sich an die Konstanzer Ratsherren: Sie würde das Weingut der Spitalstiftung der Spitalkellerei Konstanz überschreiben, wenn die Ratsherren bis an ihr Lebensende jeden Sonntag mit ihr eine Ausfahrt in der Kutsche machen und täglich zusammen Essen würden. Die Konstanzer zögerten nicht lange und willigten ein.
Auch der Wendelgardweg ist nach dieser Sage benannt. Er verläuft rund um das beliebte Konstanzer Freibad „Hörnle” und bietet auch in der kalten Jahreszeit einen wunderbaren Ausblick auf den See.
Konstanzer Gaumenfreuden – Von Spätzle bis Spätburgunder
Die Konstanzer Küche ist gekennzeichnet durch die reiche Geschichte der Stadt – und den häufigen Wechsel des Besitzers. Es finden sich Einfküsse der schwäbischen, elsässischen, schweizer und französischen Küche in den Töpfen.
Typisch für Konstanz ist der Feldsalat von der Reichenau mit Croutons, der badische Rehrücken und das Egli-Fischgericht. Kässpätzle, Maultaschen und Spätzle werden mit Schweinemedaillons und heimischen Pilzen kombiniert. Der schwäbische Kartoffelsalat ist eine typische Beilage. Die Dünnele (Hefeteig) und Flammkuchen (Mehlteig) werden oft als „Konstanzer Pizza” bezeichnet und sind mit traditionell mit Zwiebeln, Speck oder Kartoffeln belegt.
Zum Essen bieten sich die Weine aus Konstanz und der Umgebung an. Der Spätburgunder ist seit 884 am Bodensee beheimatet. Wer lieber Weißwein trinkt, wird mit dem Müller-Thurgau glücklich. Nirgendwo gedeiht der feinfruchtige Wein besser als am Bodensee mit seinen speziellen klimatischen und geologischen Voraussetzungen. Zu empfehlen sind auch die Weiß- und Grauburgunder, die rund um den See hergestellt werden. Die Spitalkellerei Konstanz bietet Weinproben an, die Weinhandlung „Franz Fritz” lädt in die gemütliche Weinstube ein.
Gassenfreitag – Fest zwischen den Häusern von Mai bis Oktober
Der Konstanzer Gassenfreitag ist ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen. Jeweils am ersten Freitag im Monat von Mai bis Oktober öffnen Läden, Privatpersonen und Gastronomen ihre Türen und laden bis 22 Uhr auf Musik, Getränke und Snacks ein. Die Menschen feiern zusammen und man trifft immer Bekannte und Freunde auf dem Gassenfreitag – neue Bekanntschaften schließt man obendrein.
Tipp: Stadtrundgang durch die Niederburg
Wer die Niederburg im Zuge einer Führung erkunden will, ist mit einer Stadtführung (unsere Empfehlungen) gut bedient. Besonders empfehlen können wir für Gruppen die Stadtführer Jens Weber und Marc Schloßarek. Für Einzelpersonen empfehlen wir die Führung „Altstadtrundgang mal anders”.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß in der Konstanzer Niederburg und freuen uns darauf Sie bei uns begrüßen zu dürfen.
Bildquelle: Gerhard Giebener – Konstanz – Altstadt (12), CC BY 2.0, Link